Montag, 18. August, 8.30 Uhr: Der erste Bus mit Beschäftigten und Gruppenleitern der Lebenshilfe-Werkstatt Eibelshausen fährt auf dem Hof der neuen Aktenvernichtungshalle in Ewersbach vor. Mit an Bord: Aufregung, aber auch Vorfreude auf den Neustart eines bewährten Arbeitsbereichs. Die Aktenvernichtung der Dillenburger Werkstätten ist nun offiziell umgezogen.
Das liegt jetzt zwei Wochen zurück. Seit 1993 bieten die Dillenburger Werkstätten in Eibelshausen professionelle Aktenvernichtung an. Woche für Woche werden dort bis zu zehn Tonnen Papier, aber auch CDs, DVDs sowie neuerdings Festplatten und USB-Sticks sicher entsorgt. Nun ist der gesamte Bereich in eine neu angemietete Halle an der Hauptstraße in Ewersbach umgezogen – als Übergangslösung, bis der geplante Werkstattneubau in Frohnhausen realisiert werden kann.
Die neue Halle an der Hauptstraße bietet mit rund 400 Quadratmetern deutlich mehr Platz als der vorherige Standort – „und das war auch nötig“, erklärt Benjamin Weyerich, Werkstattleiter in Eibelshausen. „Die alte Anlage war in die Jahre gekommen. Die neue Maschine ist größer, leistungsstärker und erfüllt nochmals erhöhte Anforderungen an die Sicherheitsstufe.“ Auch an der zusätzlich benötigten technischen Peripherie hat sich viel getan: „Die neue Waage erfasst das Gewicht digital und überträgt es automatisch ins Warenwirtschaftssystem“, berichtet Werkstattbereichsleiter Lars Lückoff.
„Das alles war mit umfangreichen Vorarbeiten verbunden – nicht nur baulich, sondern auch pädagogisch“, so Weyerich. Denn Veränderungen wie diese lösen gerade bei Menschen mit Beeinträchtigungen verständlicherweise Verunsicherung aus.
Ralf Bonorden, Gruppenleiter der Aktenvernichtung, berichtet von vielen Gesprächen im Vorfeld. Gemeinsam mit seinem Kollegen Mario Straub und dem sozialen Dienst hat er die Beschäftigten frühzeitig eingebunden, die neue Halle gezeigt und Fragen geklärt. „Es war schon eine angespannte Stimmung – viele wussten nicht, was sie erwartet. Aber wir haben niemanden gedrängt. Wer wollte, konnte mitgehen. Am Ende ist nur ein Beschäftigter aus dieser Gruppe in Eibelshausen geblieben. Dieser wurde erfolgreich in eine neue Montagegruppe integriert.“
Die Eingewöhnung klappte weitgehend reibungslos: Die Beschäftigten lernten in Ruhe ihre neuen Arbeitsplätze kennen inklusive Kantine, die von Eibelshausen aus mit Essen versorgt wird, und machten sich mit der neuen Maschine vertraut. Dr. Oliver Schmitzer, Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Dillenburg, zeigt sich begeistert: „Es ist bemerkenswert, wie gut dieser Übergang gelungen ist und wie sich vieles in so kurzer Zeit eingespielt hat.“
Die hellen, hohen Räume schaffen eine angenehme Atmosphäre, in der sich die 15 Beschäftigten schnell zurechtfinden. Neben der Aktenvernichtung wurden in Ewersbach auch weitere Arbeitsplätze geschaffen, etwa im Bereich der Montage von Sicherungskästen. Das schafft Abwechslung im Arbeitsalltag und ermöglicht individuelle Anpassungen je nach Fähigkeiten und Interessen der Beschäftigten.
Ein neues Umfeld bringt neue Nachbarschaften mit sich – und auch neue Herausforderungen. So bittet Weyerich um Verständnis dafür, dass der Hof künftig nicht mehr von Eltern genutzt werden kann, um Kinder zur Schule zu bringen: „Aus Sicherheitsgründen muss die Durchfahrt für Lkw freibleiben. Wir möchten hier niemandem etwas wegnehmen, sondern hoffen auf gegenseitige Rücksichtnahme.“
Um sich der Öffentlichkeit vorzustellen, plant die Aktenvernichtung für Anfang November einen Tag der offenen Tür – mit Suppenwagen, Führungen und Gelegenheit zum Kennenlernen.
Die Miete für die neue Halle wird vom Landeswohlfahrtsverband Hessen übernommen, die Umbaukosten trug jedoch allein die Lebenshilfe Dillenburg – unterstützt durch zahlreiche Spenden. „Hierfür noch einmal ein großes Dankeschön an alle, die uns bei diesem aufwendigen Umzug zur Seite standen“, betont Lebenshilfe-Vorstandsmitglied Dirk Botzon.