Lebenshilfe steht vor großen Herausforderungen

Es sind viele Herausforderungen, denen sich die Lebenshilfe Dillenburg in den kommenden Jahren wird stellen müssen: der demografische Wandel, die Veränderungen der politischen und rechtlichen Rahmen- und Finanzierungsbedingungen, die steigenden Zahlen von verhaltensauffälligen Menschen mit Behinderungen. All das beschäftigte den Verein im Rahmen seiner Jahreshauptversammlung am Mittwochabend in Manderbach. Doch was auch kommen mag – im Mittelpunkt soll auch in Zukunft vor allem eins stehen: der Mensch.

„Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Schutz und Eigenständigkeit, unsere Aufgabe ist es, eine beschützte Eigenständigkeit herzustellen für den Personenkreis, den wir betreuen“, erklärte Dr. Oliver Schmitzer, der sich den Vereinsmitgliedern an diesem Abend offiziell als Nachfolger von Vorstandsmitglied Marita Wickel vorstellte, die Ende des Jahres in den Ruhestand geht. „Arbeit mit Menschen für Menschen – das ist unsere zentrale Aufgabe.“

Schmitzer; Vorstand; Jahreshauptversammlung; Lebenshilfe
Dr. Oliver Schmitzer stellt sich den Mitgliedern vor. (Foto: Schneider)

 

Eine Aufgabe, die Früchte trägt, wie der wohl emotionalste Moment des Abends veranschaulichte. „Ohne die Lebenshilfe Dillenburg hätten wir das alles nicht geschafft.“ Mit diesen Worten dankte eine Mutter dem Verein für jahrzehntelange Unterstützung, die ihrem behinderten Sohn, aber auch ihr selbst entgegengebracht wurde.

In ihren verschiedenen Einrichtungen im nördlichen Lahn-Dill-Kreis bietet die Lebenshilfe Dillenburg  mittlerweile rund 1000 Betreuungsplätze und beschäftigt 330 hauptamtliche Mitarbeiter. „Unser Ziel ist es, das Betreuungsangebot weiter quantitativ auszubauen, dabei die Qualität unserer Arbeit zu halten und den neuen Bedürfnissen anzupassen“, betonte Jürgen Raab, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Vereins.

Ein wichtiger Schritt ist bereits getan mit dem neuen Wohnheim, das im Haigerer „Erlach“ erbaut und voraussichtlich im Frühjahr 2017 in Betrieb genommen werden kann. Dort entstehen 20 Dauer- und drei Kurzzeitplätze im stationären Bereich sowie 15 Plätze mit tagesstrukturiertem Angebot: der Betreuung für Personen, die nicht oder nicht mehr arbeiten gehen können und unter Umständen auch noch zu Hause wohnen. Nahezu zeitgleich wird das stationär betreute Wohnen mit elf Plätzen an der Allendorfer Straße in Betrieb genommen. „Wir sind sehr ungeduldig, weil wir einen hohen Aufnahmedruck haben“, erläuterte Vorstandsmitglied Dirk Botzon. „Wir brauchen diese Plätze dringend.“

Weitere Plätze sind ebenfalls im Bereich der REHA-Werkstatt nötig.70 sind erforderlich, 40 wurden  vom Kostenträger bewilligt, eine geeignete Immobilie zur Umsetzung wird noch gesucht. Darüber hinaus sieht sich die Lebenshilfe Dillenburg gezwungen, ein Grundstück für einen Ersatzbau der Werkstatt Eibelshausen zu finden. „Die jetzige Werkstatt ist aufgrund eines wirtschaftlich nicht zu vertretenden Sanierungsaufwands in Zukunft nicht mehr haltbar“, so Raab. Weitere Sanierungs- und Brandschutzmaßnahmen fallen zudem in den Wohnheimen in Niederscheld, Simmersbach und Manderbach sowie in der Werkstatt Dillenburg an.

Eine immer größere Rolle in der Arbeit der Lebenshilfe Dillenburg spielt das zunehmende Alter der Betreuten. Neben der Betreuungsarbeit sei immer mehr pflegerische Arbeit nötig. „Darauf müssen wir Antworten finden“, forderte Raab. „Dabei werden sicher auch die neuen gesetzlichen Regelungen durch das geplante neue Bundesteilhabegesetz eine wichtige Rolle spielen.“ Dieser Entwurf sieht unter anderem eine Reform des bisherigen Sozialgesetzbuchs (Eingliederungshilfe) vor, „die erhebliche Benachteiligungen für Menschen mit Behinderungen mit sich bringt“, befürchtete Raab.

Das wirtschaftliche Ergebnis der Lebenshilfe Dillenburg im Geschäftsjahr 2015 ist positiv ausgefallen. „Dem liegt eine kluge und vorausschauende Planung zu Grunde“, stellte Raab fest. Marita Wickel, die zum letzten Mal den Kassenbericht vortrug, zeigte sich „dankbar, dass uns das so gelungen ist“.

Dankbar war die Lebenshilfe Dillenburg auch für die zahlreichen besonderen Momente und Begegnungen in ihrem Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen. Die verschiedenen Veranstaltungen rund um dieses Ereignis hatten im vergangenen Jahr rund 6000 Besucher angelockt. Ein Höhepunkt im laufenden Jahr war der Aktionstag auf dem Hessentag in Herborn, wo die Lebenshilfe Dillenburg mit einer Werkstattmesse und einem mehrstündigen Bühnenprogramm viele Menschen begeisterte.

Jubiläum feiern konnten in diesem Jahr auch einige Mitglieder der Lebenshilfe Dillenburg: Auf 25 Jahre Vereinszugehörigkeit können Siegfried Diessner, Josefine Dünnes, Wolfgang Dünnes, Reinhard Etzel, Hans-Jürgen Reeh als Repräsentant der Gemeinde Eschenburg, Elke Kureck, Jutta Lommel, Ingelore Lückhof, Kurt Merkelbach, Fritz Müller, Jochen Paul, Heidi Uebach und Anette Wagner zurückblicken.