Ein Abend mit wahren Helden

Bewegt. Berührt. Begeistert. So verließen die rund 200 Gäste der Plansecur-Benefizveranstaltung am Samstagabend die Herborner Kulturscheune. Hinter sich ließen sie ein zweieinhalbstündiges Programm, das vergangen war wie im Flug, sich aber in Kopf und Herz eingebrannt hatte.

„Ihr seid die wahren Helden, wie gut, dass es euch gibt. Ich kann nur von euch lernen. Ich weiß, dass Gott uns liebt.“ Einer der vielen Gänsehautmomente des Abends. Begleitet von dem einen oder anderen Kloß im Hals.  Dort saßen sie auf der Bühne, die selbsternannten „irren Typen“: Jürgen Weiss am Keyboard, Uwe Schneider mit der Harp-Mundharmonika und Farid Faust am Schlagzeug. Drei Musiker, zwei von ihnen mit Behinderung. Kurz: „triOH“.  Sie gestalteten den musikalischen Teil des Abends – und zogen die Zuhörer vom ersten Moment an in ihren Bann.

triOH, Musik; Down-Syndrom; Konzert; Plansecur
Die selbsternannten „irren Typen“: Jürgen Weiss am Keyboard, Uwe Schneider mit der Harp-Mundharmonika und Farid Faust am Schlagzeug. (Foto: Schneider)

 

„Ein Mensch ohne Macke ist k…“, kündigte Musikpädagoge Jürgen Weiss einen weiteren  Titel an. Uwe Schneider schwenkte daraufhin  tadelnd seinen Zeigefinger wie einen Scheibenwischer. Jürgen Weiss: „Uwe ist gut erzogen worden. Aus k…“ Räuspern von Uwe Schneider. „…machen wir also komisch. Ein Mensch ohne Macke ist komisch.“

Nicht nur die Texte hatten es in sich, auch die Darbietung der Künstler selbst. Mit geschlossenen Augen blies Uwe Schneider hingebungsvoll in seine Mundharmonika. Eins mit sich und der Musik. Farid Faust schlug bei zahlreichen Soli so schnell und gekonnt auf sein Schlagzeug ein, dass den Zuschauern beim bloßen Anblick der fliegenden Hände der Mund offen stehen blieb.  Unter tosendem Applaus und mit in die Höhe gestreckten Schlagzeugstöcken ließ er sich vom Publikum feiern.

Doch nicht nur dieser Programmteil sorgte für Begeisterung, sondern auch der, den Doro Zachmann und ihr Sohn Jonas mit Leben füllten. Jonas ist 22 Jahre alt und hat gemeinsam mit seiner Mutter das Buch „Ich mit ohne Mama“ geschrieben, aus dem die beiden im Wechsel vorlasen. „Ich bin Down-Syndrom. Aber alles okay mit mir“, ließ er die Zuhörer wissen.

Dann erzählten sie von unterhaltsamen Begebenheiten aus ihrem Familienalltag –  und ernteten unzählige Lacher. Etwa als sie Jonas‘ ersten Versuch, sich allein zu rasieren, schilderten – und dessen Folgen: Am Tag vor seiner Taufe hatte sich Jonas nicht nur die Barthaare, sondern auch Augenbrauen und Wimpern entfernt. Die Zuhörer erfuhren viel von Jonas, lernten seine ansteckende Lebensfreude („Danke, Gott, ich liebe dieses Leben“), seinen Sturkopf – auch schon mal seiner Mutter gegenüber – („Du kei Mann, du kei Ahnung!“) und sein Tanztalent kennen. Zu den Klängen von Sarah Connors „From Zero To Hero“ und rhythmischen Anfeuerungsklatschen der Zuschauer wirbelte er nur so über das Parkett.

Was dem Publikum bereits veranschaulicht wurde, betonte seine Mutter hiermit noch einmal: „Jonas leidet nicht am Down-Syndrom. Er leidet daran, ausgegrenzt zu werden. Auch bin ich als Mutter keine Betroffene. Ich bin vielmehr eine Getroffene.“ „Mitten ins Herz“, ergänzte Jonas und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange.

Angesichts dieser emotionalen Beiträge verschlug es auch den Veranstaltern Achim Herrmann und Thomas Pfeiffer zwischenzeitlich die Sprache.  Seit  ihrer Gründung stellt die Plansecur-Stiftung jedes Jahr eine Benefizveranstaltung auf die Beine. Die Spenden aus dem Abend fließen diesmal in Projekte der Otfried-Preußler-Schule und der Lebenshilfe Dillenburg, die im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt wurden. Mit der finanziellen Unterstützung will die Otfried-Preußler-Schule ihr Schulhof-Projekt vorantreiben, die Lebenshilfe Dillenburg für das Kinderzentrum in Burg ein neues „Air Tramp“ anschaffen.