Zunächst ein Touchdown, dann ein Ohrenkuss: Die Lebenshilfe Dillenburg hat am vergangenen Freitag mit sechs Betreuten unter dem Motto „Begegnungen im Downtown“ einen Ausflug nach Bonn gemacht.
Ein Raumschiff ist auf der Bundeskunsthalle in Bonn gelandet. An Bord: sieben Astronauten mit dem Down-Syndrom. Sie kommen aus der Zukunft und wollen sich ein Bild davon machen, wie das Leben für Menschen mit dem auch als Trisomie 21 bekannten Gendefekt auf unserem Planeten jetzt ist – und wie es früher war. Das ist der Ausgangspunkt der Führung durch die Ausstellung „Touchdown“, die noch bis zum 12. März in Bonn zu sehen und die die erste ihrer Art ist: Sie erzählt die Geschichte des Down-Syndroms, angefangen vor Christi Geburt. Mitkonzipiert und begleitet von wahren Experten auf dem Gebiet: Menschen, die selbst das Down-Syndrom haben.
Historische und wissenschaftliche Exponate begutachteten die Teilnehmer des Lebenshilfe-Ausflugs während der Führung ebenso wie zeitgenössische Kunstwerke. Auch erfuhren sie, dass der englische Arzt John Langdon Down Namensgeber des Gendefekts war, da er sich mit dessen Erforschung auseinandergesetzt hat. „Er hat festgestellt, dass diese Menschen besonders sind – und auch besondere Fähigkeiten haben.“
Lange verweilte die Gruppe vor einer Wand mit 36 Porträts von Menschen mit Down-Syndrom. Per Kopfhörer können sich die Besucher dort anhören, was diese Menschen zu sagen haben. Über sich, das Leben, das Extra-Chromosom. Über das Anderssein und Gemeinsamkeiten. „Great“, urteilte Teilnehmer Roland Wellert. „Das ist sehr spannend, und wir haben zugehört“, stimmte ihm Jan Bernhardt zu.
Im Anschluss an die Ausstellung trafen die Teilnehmer auf Anne Leichtfuß, Mitglied im Ausstellungsbeirat, und auf Verena Günnel, Autorin für das „Ohrenkuss“-Magazin. Die Zeitschrift wird von Menschen mit Down-Syndrom herausgegeben. Verena Günnel gab den Besuchern der Lebenshilfe Tipps für eine eigene Schreibwerkstatt, die anlässlich des „Welt-Down-Syndrom-Tags“ am 21. März unter Leitung von Sascha Kirchhoff vom preisgekrönten „Stimmgeber“-Projekt stattfindet. Menschen mit Down-Syndrom und ihre Freunde werden dort ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen und als Sprachrohr für andere Menschen mit Behinderungen wirken. Einige Teilnehmer hatten auch schon konkrete Vorstellungen von dem, was sie zu Papier bringen wollen – wie etwa Ruth Hörner: „Ich will gern Liebesbriefe schreiben.“ Einig sind sie sich alle in einem Punkt: Jede Geschichte ist es wert, erzählt und aufgeschrieben zu werden.