Ein Blick ins neue Wohnheim

Von Inklusionsdiskussion bis Pränataldiagnostik – Gesprächsstoff gab es zur Genüge beim Besuch der SPD-Bundestagsabgeordneten Dagmar Schmidt im neuen Wohnheim der Lebenshilfe Dillenburg in Haiger. Doch zunächst einmal stand vor allem die neue Einrichtung des Vereins im Vordergrund, die Menschen mit Behinderungen seit dem 7. Juli ein neues Zuhause bietet.

„Schön ist es hier!“ Die Politikerin schritt am Freitagvormittag gemeinsam mit Michelle Reiß (1. Vorsitzende SPD Haiger) und Andreas Schneider (Beisitzer SPD Haiger) durch die hellen neuen Räume des stationären Wohnens. „Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass die Bewohner ihre Zimmer individuell einrichten und gestalten können, damit sie das Wohnheim auch wirklich als ihr Zuhause empfinden“, erläuterte Lebenshilfe-Vorstand Dirk Botzon.

Gemeinschaftsräume, Ruheräume, große Esszimmer, speziell ausgestattete Bäder, geräumiger Innenhof – das neue Wohnheim bietet seinen Bewohnern viel. Unter anderem auch einen Snoezelraum, der mithilfe verschiedener Sinneseindrücke zur Entspannung beiträgt.. „Dieser Raum wird von unseren Bewohnern sehr gern aufgesucht“, berichtete Wohnheimleiterin Tanja Rockensüß. „Generell müssen wir uns bei all unseren Betreuten immer fragen: Was brauchen sie? Was tut ihnen gut?“

Sieben der insgesamt 23 Bewohner des stationären Wohnheims sind Menschen mit sogenanntem herausforderndem Verhalten. „Menschen, deren Frustrationsgrenze sehr gering ist“, wie  Tanja Rockensüß hinzufügte. „Um diesen Menschen aus Krisen zu helfen, schöpfen wir alle Möglichkeiten aus, die uns zur Verfügung stehen.“ Daher verfügt die Wohneinrichtung über eine zielgruppenorientierte pädagogische Konzeption und entsprechende Ausstattung.<s> </s>

Darüber hinaus lernten die Besucher die Tagesstruktur für 15 Personen, die auch für Gäste geöffnet ist, die noch zu Hause leben, und das Gebäude des stationär begleiteten Wohnens kennen, das von der Allendorfer Straße aus erschlossen wird. Dort wird es künftig elf Plätze geben für „Menschen mit einer höheren Selbstständigkeit hat, die keine Vollversorgung mehr brauchen, aber auch noch nicht so weit sind, dass sie  schon in der Form des Betreuten Wohnens leben könnten“, beschrieb Dirk Botzon das Bemühen seitens der Lebenshilfe, das angebotene Wohnsystem dem jeweiligen Bedarf optimal anzupassen.

Bei der Umsetzung des Wohnheimprojekts sei die Stadt Haiger ein toller Partner gewesen, der alle Hebel in Bewegung gesetzt und die Lebenshilfe mit offenen Armen empfangen habe. „Die Gesellschaft setzt sich inzwischen viel rationaler und zugewandter mit dem Thema Inklusion auseinander“, urteilte Dagmar Schmidt. Es sei schon einiges erreicht worden, vieles sei aber noch zu tun. So sei es – gerade im Hinblick auf Pränataldiagnostik und der damit verbundenen hohen Abtreibungsquote bei Kindern mit Trisomie 21 – notwendig, dass es noch bessere Beratungsangebote für werdende Eltern und Informationen auch für Ärzte gäbe. Auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gäbe es noch einiges an Arbeit. „Da sind wir Politiker gefragt.“