Pia Bernhardt ist neues Mitglied im Aufsichtsrat der Lebenshilfe Dillenburg. Am Donnerstagabend wurde sie im Rahmen der Jahreshauptversammlung einstimmig in dieses Gremium gewählt. Sie rückt damit nach für Elke Idelberger, die nach zwölf Jahren ihr Ehrenamt niederlegte.
Seinen Aufsichtsrat langfristig zu verjüngen – damit hatte der Verein bereits im Vorjahr begonnen. Ziel sei es, damit eine langfristig verlässliche Basis zu schaffen, hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Raab damals erklärt. Nun verabschiedete er Elke Idelberger und dankte ihr für „kritische Nachfragen, konstruktive Beiträge und gute Anregungen“ sowie ihre „offene, freundliche und hilfsbereite Art“. Mit Pia Bernhardt wird der Rat nun durch die Mutter eines jungen Mannes mit Down-Syndrom verstärkt, der bereits in der Integrativen Frühförderstelle der Lebenshilfe betreut wurde und nun in der Lebenshilfe-Werkstatt in Flammersbach arbeitet.
Eine solche Begleitung in allen Lebensphasen sowie eine möglichst normale und selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind laut Raab auch weiterhin das wesentlichen Punkte in der Arbeit der Lebenshilfe. Rund 1200 Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen sowie Entwicklungsverzögerungen werden aktuell von 370 hauptamtlichen Mitarbeitern betreut. „Unsere Mitarbeiter haben erfolgreich daran mitgewirkt, die Qualität der Arbeit in den einzelnen Einrichtungen zu sichern, die Strukturen und Prozesse zu verbessern, weiterzuentwickeln und neuen Herausforderungen anzupassen“, betonte Raab.
Die Herausforderungen liegen insbesondere in der Entwicklung der Betreuungszahlen, der Verschiebung der Altersstruktur der behinderten Menschen, den steigenden Zahlen von verhaltensauffälligen Menschen mit Behinderungen, aber auch in den ständigen Veränderungen der politischen und rechtlichen Rahmen- und Finanzierungsbedingungen. Die Umsetzung des neuen Bundesteilhabegesetz werde auch künftig eine „Mammutaufgabe“ sein, wie Lebenshilfe-Vorstand Dirk Botzon anmerkte. Eine zusätzliche Herausforderung stellt laut Raab der Arbeitskräftemangel bei allen sozialen Berufen dar. „Dies führt in einigen Bereichen immer wieder dazu, dass Ausschreibungen wiederholt werden müssen und dass deshalb Stellen nicht besetzt werden können.“
Finanziell geht es der Lebenshilfe Dillenburg gut, wenn auch das Jahresergebnis deutlich geringer ausfiel als noch in den Vorjahren. „Der Rückgang ist maßgeblich in den umfangreichen Instandhaltungs- und Brandschutzmaßnahmen begründet“, erläuterte Botzon. „Die Umsetzung weiterer Maßnahmen steht in den Folgejahren an, sobald der Abstimmungsprozess mit den genehmigenden Behörden abgeschlossen ist.“ Dazu zählen unter anderem der abschließende Bauabschnitt des Wohnheims Niederscheld und ein Ersatzbau für die Werkstatt in Eibelshausen, die aufgrund eines wirtschaftlich nicht zu vertretenden Sanierungsaufwands in Zukunft wohl nicht mehr haltbar sein wird. Außerdem ist die Lebenshilfe weiterhin auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie zum Ausbau der Reha-Werkstatt für psychisch kranke Menschen. „Wir geben die Hoffnung nicht auf, 2019 einen Schritt weiterzukommen“, versprach Raab. Generell sei es wichtig, sich auch in Zukunft niemals auf dem sehr positiven Gesamtniveau des Vereins auszuruhen. Auch müsse die Lebenshilfe künftig verstärkt an die Spendenbereitschaft der Bevölkerung appellieren. Ohne eine große Einzelspende wäre das Spendenaufkommen im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. „Wir hoffen, dass diese Entwicklung in den nächsten Jahren nicht anhält.“
Botzon gab mit einem bebilderten Rückblick eine kleine Übersicht über das Jahresgeschehen. Höhepunkt war unter anderem die Eröffnung des stationären Wohnheims sowie des stationär begleiteten Wohnens im Haigerer Erlach. Das stationäre Wohnheim bietet einschließlich Kurzzeit insgesamt 23 Plätze. Im stationär begleiteten Wohnen, das an das neue stationäre Wohnheim angegliedert ist, finden elf behinderte Menschen, die aufgrund höherer Selbstständigkeit keine Vollversorgung benötigen, ein neues Zuhause. Anfang des Jahres wurde der neuen Dorfladen in Donsbach eröffnet, der von drei Menschen mit psychischen Erkrankungen und zwei ausgebildeten Einzelhandelskaufleuten betrieben wird. Im August startete das Projekt „Schichtwechsel“: Menschen mit und ohne Behinderungen lernen dabei je einen Tag die Arbeitswelt des anderen kennen. Die Lebenshilfe setzte dies zunächst mit der Stadt Dillenburg und dann mit dem Edelstahlunternehmen Outokumpu um. „Ein tolles Projekt mit vielen bereichernden Begegnungen“, so Botzon. Die integrative „1000 Zeichen“-Schreibwerkstatt war in diesem Jahr ebenfalls produktiv. Mitte November erscheint ein Tischkalender mit zwölf Texten zum Thema Lebensgeschichten. Am 26. Mai kommenden Jahres lädt die Stiftung der Lebenshilfe Dillenburg zu einem Benefizkonzert des Kammerchors der Probstei Nord-Nassau unter Leitung der Probstei-Kantorin Petra Denker ein.
Ehrungen (25 Jahre Mitgliedschaft): Jörg Bastian, Horst Hartmann, Astrid Kaiser, Stefan Podhorny, Klaus Barnusch, Ellinor Brandt, Carsten Bräunche, Frauenkreis Erdbach (Evangelische Kirchengemeinde), Hans Kneifel, Karl Heinz Rompf, Stefan Eckhardt, Sieglinde Stahl,
(50 Jahre) Irene Reitz.