Belebender Besuch im Wohnheim

„Da sind sie! Die Kinder sind da!“ Große Freude im Lebenshilfe-Wohnheim in Manderbach: Die Viertklässler kommen. Besondere Besuche, die die Grundschule Manderbach seit Anfang des Jahres in zweiwöchigem Abstand in ihren Stundenplan integriert hat.

Die Unterrichtsinhalte: Gemeinsames Singen, Spielen, Tanzen, Backen – oder einen Rollstuhlparcours zu absolvieren. „Cool!“, merkte einer der Schüler an, als er die mit Kegeln umrahmte Strecke entdeckte. Schnell bildeten sich Zweier- oder Dreiergruppen aus Kindern und Senioren, die in Teamarbeit Ringe aus mit Linsen, Mais, Vogelsand und Mehl gefüllten Fühlkisten fischten und den Rollstuhl um die Kurven manövrierten. Lachen und Klatschen erfüllten den Saal.

„Die Kinder sind nett. Ich freu mich immer, wenn sie kommen!“ Bewohner Jochen Althaus strahlte. „Eines der Kinder hat mir auch schon mal eine gebastelte Eule mitgebracht.“ Von Berührungsängsten ist jetzt nichts mehr zu spüren. Das war mal anders, wie Lehrerin Gaby Gerke, die das Projekt ins Leben gerufen hat, anmerkte: „Anfangs gab es bei den Kindern schon Vorbehalte und Ängste. Der Kontakt zu behinderten Menschen war für die meisten etwas Neues. Jetzt sind meine Schüler aber völlig begeistert und kommen sehr gern hierher.“

Die Begegnungen sind für alle bereichernd, wie Wohnheimleiterin Martina Thielmann erläuterte: „Für uns war das auch ein Experiment. Aber jetzt kann man bereits sagen, dass es ein sehr gelungenes ist.  Gerade auf unsere älteren Bewohner wirkt der Besuch der Schüler sehr belebend.“ Was sie sehr überraschte: „Wie sensibel die Kinder sind. Sie haben unter anderem auch die einzelnen Bewohnerzimmer kennengelernt und waren natürlich überrascht – etwa darüber, dass es erwachsene Menschen gibt, die mit Puppen spielen. Sie haben das aber nicht weiter hinterfragt, sondern einfach akzeptiert.“

Grundschule und Wohnheim hoffen auf eine Fortsetzung des Projekts. „Mir war es ein Anliegen, dass zwei Institutionen, die in einem Ort ansässig sind, nicht nur nebeneinander, sondern auch miteinander leben“, betonte Gerke. „Und das ist durch diese bereichernden Besuche wirklich geglückt.“