Am 2. Juni setzt sich von der Villa Grün aus ein 62 Meter langer Drache in Bewegung. Ein Projekt des Frankfurter Künstlers Levent Kunt. Produziert in der Reha-Werkstatt in Haiger und Auftakt für eine mehrmonatige Ausstellung in den Dillenburger Kasematten.
Die Nähmaschine gleitet über den Stoff. Kleine, lilafarbene Klammern verhindern ein Abrutschen auf der papierähnlichen Fläche. „Am Anfang war das schon eine Herausforderung, mit der Beschaffenheit des Tyvek-Stoffes zu arbeiten“, blickt Werkstatt-Gruppenleiterin Dagmar Nickel zurück. Optisch und haptisch wirkt er wie Papier. Im Gegensatz zu Papier ist er aber reißfest und witterungsbeständig. Das muss er auch sein, denn der Künstler hat mit dem fertigen Kunstwerk einiges vor.
Vom 16. Juni bis zum 1. September findet in den Dillenburger Kasematten eine Ausstellung mit zeitgenössischen Künstlern statt. In der sogenannten Löwengrube der Kasematten befindet sich der geschichtsträchtige Brunnen. Diesen soll der Drache als fertiges Kunstwerk darstellen. „Somit wird etwas sichtbar gemacht, was vor Ort vorhanden, aber verborgen ist“, beschreibt Kunt seine Intention. Die Tiefe von 62 Metern und den Durchmesser von einem Meter hat er in seine schlauchartige Skulptur einfließen lassen. Die Umsetzung seiner Idee hat er in die Hände der Dillenburger Werkstätten übertragen. „Wir freuen uns sehr, dass wir bei diesem Projekt mitwirken dürfen“, sagt Monika Mundt, Einrichtungsleiterin der Reha-Werkstatt. „Es ist eine Herausforderung, aber es macht auch großen Spaß.“
Bei den ersten der insgesamt zehn Rollen habe man schon ein bisschen ausprobieren müssen, erklärt Nickel. „Jetzt haben wir aber den Dreh raus.“ Gemeinsam mit zwei Menschen mit psychischen Behinderungen erweckt sie den Drachen zu Leben, der dann am 2. Juni um 17 Uhr im Zuge einer Performance durch die Stadt getragen wird, bevor er schließlich in den Kasematten seinen endgültigen Ausstellungsort findet. Der Künstler hofft auf rege Beteiligung von Seiten der Dillenburger und dankt der Lebenshilfe für ihre Unterstützung: „Mir ist es wichtig, mich auf den Ort einzulassen und mit den Möglichkeiten vor Ort zu arbeiten. Deshalb freue ich mich, mit den Menschen aus der Umgebung und aus Dillenburg zu arbeiten und in das Projekt mit einzubinden.“