Kleiner Mann, großer Anpacker

Er krempelt seine Ärmel hoch und stellt die Schubkarre ab. Dann greift er nach der Schaufel. Die ist so groß wie er selbst. Doch das stört ihn nicht. Seine Statur ist kein Hindernis. Ebenso wenig wie seine geistige Behinderung. Seit einem Dreivierteljahr hat der 47-jährige Armin Müller einen Außenarbeitsplatz in den Gewerblichen Schulen in Dillenburg. Dort hat ihn nun die erfolgreiche Fotografin Hannah Lebershausen-Theobald besucht.

Bei Kollegen, Lehrern und Schülern ist Armin Müller bestens bekannt. Zur Seite steht ihm bei seiner Betriebsintegrierten Beschäftigung (BiB) Hausmeister Horst Beckmann. Armin Müller ist einer von 39 Menschen mit Behinderungen aus den Dillenburger Werkstätten, die bereits in heimischen Unternehmen als BiB-Mitarbeiter beschäftigt sind. Neben den Gewerblichen Schulen haben auch die Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg sowie die Grundschule Ober- und Niederscheld jeweils einen BiB-Arbeitsplatz als Hausmeistergehilfe ermöglicht. BiB-Mitarbeiter behalten ihren Status als Werkstatt-Mitarbeiter, sind aber komplett in ihrem Arbeitsalltag in die Abläufe des jeweiligen Außenbetriebs eingebunden.

 

Lebershausen-Theobald; Beruf; Schule; Behinderung,; Lebenshilfe; Dillenburg

© Hannah Lebershausen-Theobald

 

Gerade jetzt ist auf der Großbaustelle zwischen den Komplexen der Berufsschule viel zu tun. Und Armin Müller ist dabei eine große Hilfe, wie Horst Beckmann betont: „Wir sind sehr froh, ihn bei uns zu haben. Armin ist ein ganz besonderer Mensch.“

Wie besonders er ist, hält nun die Fotografin Hannah Lebershausen-Theobald in Bildern fest.  Armin Müller, der Typ, der anpackt. Armin Müller, der Charmeur. Armin Müller, der Mann mit vielen Facetten. „Armin, das macht richtig Spaß mit dir“, freut sich die Sinnerin, während sie im Baustellendreck kniet.

Soziale Verantwortung ist der 27-Jährigen wichtig. Das will sie auch in ihren Bildern zum Ausdruck bringen. Stigmatisierung und Berührungsängste sind fehl am Platz – so ihr Motto. Nicht nur im Fall von Armin Müller, sondern auch mit ihrer 2016 gegründeten Fotografeninitiative Herzbilder, die sich bundesweit für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen auf ehrenamtlicher Basis engagiert: „Wir wollen zeigen, dass Menschlichkeit, Liebe und Zuwendung eine Sprache bilden, die jeder Mensch versteht, ganz gleich, welche Erkrankung oder Einschränkung er hat. Das war meinem Papa Lutz als Gerontopsychiater zu Lebzeiten stets ein Anliegen. In Erinnerung an ihn habe ich diese Initiative mit meiner Mutter Bettina gegründet und möchte dadurch etwas davon weitertragen.“