„Das ist ein Job, mit dem ich mir vorstellen kann, alt zu werden“, sagt Annett Hoffmann. Seit sechs Jahren arbeitet sie im sozialen Dienst der Lebenshilfe Dillenburg. Ebenso wie ihre Kollegin Elisa Orth betreut sie dabei 130 Menschen mit Behinderungen in den Dillenburger Werkstätten. Und nicht nur das: Der Soziale Dienst ist eine zentrale Schnittstelle innerhalb der Lebenshilfe. Ein anspruchsvoller, aber erfüllender Job.
„Wir sind so ein bisschen die eierlegende Wollmilchsau“, beschreibt Elisa Orth grinsend die vielen Funktionen, die der Soziale Dienst abdeckt. Anlaufstelle für die Menschen mit Behinderungen in der Werkstatt, Ansprechpartner für Angehörige und rechtliche Betreuer , pädagogischer Berater der Gruppenleitung, Verbindungsglied zu Kostenträgern und weiteren Einrichtungen, Begleiter von Praktikanten und FSJlern, Organisator arbeitsbegleitender Maßnahmen. Und vieles mehr. Von Eintönigkeit keine Spur. „Kein Tag ist wie der andere, aber gerade das macht unseren Beruf auch aus“, betont Annett Hoffmann. Die gelernte Diplompädagogin kam ursprünglich aus dem Kinder- und Jugendbereich. Eine Initiativbewerbung führte sie zur Lebenshilfe. Erfahrungen mit behinderten Menschen hatte sie vorher nicht. „Anfangs habe ich erst einmal in der Werkstatt mit den Beschäftigten einige Tage im Produktionsprozess zusammen gearbeitet – um zu verstehen, wie Werkstatt überhaupt funktioniert und natürlich um die Menschen kennenzulernen.“
Die Menschen sind für sie ein maßgeblicher Faktor für die Freude an ihrem Beruf. Ein morgendlicher Gang durch die Werkstattgruppen in Oberscheld. Begrüßung von allen Seiten. „Hallo Annett, wie geht’s Dir?“ – „Gut siehst du aus.“ – „Annett, du bist cool, hilfsbereit und setzt dich für uns ein.“
„Wir bekommen in unserem Beruf so viel zurück“, bestätigt auch Elisa Orth. Die 25-Jährige kam über die Betreuung einer Arbeitsbegleitenden Maßnahme zur Lebenshilfe Dillenburg. Seit vier Jahren ist sie für Beschäftigte in den Werkstätten in Dillenburg und Eibelshausen als Sozialer Dienst zuständig. Sie studierte vorher zunächst „Außerschulische Bildung“ in Gießen und machte danach berufsbegleitend den Master in „Bildung und Soziale Arbeit“ in Siegen. Während des Rundgangs bekommt sie einen spontanen Kuss von einem Mann mit Down-Syndrom auf die Wange gedrückt, begleitet von den Worten „Du bist so schön“.
Offene, ehrliche Menschen mit ansteckend guter Laune – und das jeden Tag. „Beratend für diese Menschen tätig zu sein, für ihre Bedürfnisse, Wünsche und Rechte einzustehen – dafür sind wir vom Sozialen Dienst da“, erklärt Elisa Orth. Die Planung der Unterstützungsleistungen und das Verfassen von Berichten für den Kostenträger gehören ebenso dazu wie die sozialrechtliche Beratung von Angehörigen, die kurzfristige Organisation von Heimfahrten bei Krankheitsfällen oder einfach zuzuhören, wenn den behinderten Menschen etwas auf dem Herzen liegt.
„Der Beruf ist einfach unglaublich vielseitig, und das Gute daran ist, dass wir die Möglichkeiten haben, ihn flexibel zu gestalten“, erklärt Annett Hoffmann. „Wir arbeiten selbstständig, aber trotzdem immer im Team. Durch Fortbildungen und Schulungen sind wir immer auf aktuellem Stand, was gerade jetzt in der Umsetzung des neuen Bundesteilhabegesetzes sehr wichtig ist.“ Was man als Mitarbeiter des Sozialen Dienstes mitbringen sollte: „Menschlichkeit, Organisationstalent, Mobilität und eine Menge Humor. Denn hier gibt es keinen Tag, an dem man nicht lacht.“
Die Lebenshilfe Dillenburg betreut im nördlichen Lahn-Dill-Kreis über 1000 Menschen mit Behinderungen. Mehr als 550 von ihnen sind an fünf Standorten in den Dillenburger Werkstätten beschäftigt. Während in Dillenburg, Oberscheld, Eibelshausen und Flammersbach Menschen mit geistigen Behinderungen tätig sind, begleitet die Reha-Werkstatt in Haiger Menschen mit psychischen und suchtbedingten Erkrankungen.