“Ich bin eine starke Frau”

„Ich würde schon sagen, dass ich eine starke Frau bin. Eine, die sich traut, den Mund aufzumachen.“ Wer Corinna Hast erlebt, kann das nur bestätigen. Die 48-Jährige ist vor zwei Jahren als Frauenbeauftragte der Dillenburger Werkstätten nachgerückt, als ihre Vorgängerin gesundheitsbedingt ihr Amt niedergelegt hatte.

Frauenbeauftragte sind in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen gesetzlich vorgeschrieben. Die Werkstättenmitwirkungsverordnung von 2017, die dies besagt, ist im neuen Bundesteilhabegesetz verankert. Ziel ist es, die Rechte der Frauen in den Einrichtungen zu stärken. Denn gerade Frauen mit Behinderung erfahren laut einer Studie der Universität Bielefeld vergleichsweise häufig körperliche oder psychische Gewalt. „Ich bin Ansprechpartnerin, Vertrauensperson und Sprachrohr“, sagt die 48-Jährige, die neben ihrem Amt als Frauenbeauftragte auch anderweitig politisch aktiv ist: So ist sie nicht nur 2. Vorsitzende im Werkstattrat der Dillenburger Werkstätten, sondern vertritt auch die Lebenshilfe Hessen auf Bundesebene im Rat behinderter Menschen in Berlin. Die Frauenbeauftragte ist für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Corinna Hasts Stellvertreterin ist Katrin Dittel.

Das Amt der Frauenbeauftragten ist der Beschäftigten der Werkstatt Oberscheld ein persönliches Anliegen. „Frauen werden noch immer oft benachteiligt. Ich würde mir wünschen, dass Frauen überall auf der Welt mehr Rechte haben, am Leben teilzuhaben.“  Sexuelle Belästigung, Vereinbarkeit von Familie und Beschäftigung, Erfahrung von Gewalt oder die Gleichstellung von Mann und Frau sind Themenschwerpunkte, in denen die Frauenbeauftragte regelmäßig  geschult wird. Ob sie in ihrem Alltag in den Werkstätten bislang bereits häufiger damit konfrontiert wurde? „Nein, bislang nicht. Zum Glück, muss man ja sagen.“

In ihrem Amt unterliegt Corinna Hast der Schweigepflicht. Lediglich mit Annett Hoffmann vom Sozialen Dienst steht sie im Austausch. „Wenn jemand zu mir kommt, gebe ich mein Möglichstes, um zu helfen.“  Je nach Anliegen hilft sie bei der Kontaktaufnahme zu offiziellen Beratungsstellen. „Mir macht diese Arbeit Spaß. Ich setze mich gern für andere ein und bin stolz, diese Aufgabe zu meistern.“