Lebenshilfe blickt auf ereignisreiches Jahr zurück

Volker Schönau ist das neue Gesicht im Aufsichtsrat der Lebenshilfe Dillenburg. Der 52-jährige Sparkassenvorstand ist am Donnerstagabend im Rahmen der Jahreshauptversammlung in das Amt gewählt worden und rückt damit nach für den ausscheidenden Christian Kolb, der nach drei Jahren im Aufsichtsrat aufgrund beruflicher Veränderungen seine Position niedergelegt hatte.

„Die Lebenshilfe Dillenburg erfüllt eine so wichtige Aufgabe, gerade in unserer Region“, betonte Schönau. „Ich freue mich darauf, die Aufgaben des Aufsichtsrats zu unterstützen.“

Anders als in den Vorjahren kamen die Mitglieder des Vereins in diesem Jahr nicht im Festsaal des Wohnheims in Manderbach, sondern in den deutlich größeren Räumlichkeiten der Freien evangelischen Gemeinde in Dillenburg zusammen, um den pandemiebedingten Hygienevorschriften und Abstandsregeln gerecht werden zu können. „Wer hätte bei der letzten Jahreshauptversammlung gedacht, dass ein kleines Virus die Welt verändern könnte“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Raab zu Beginn seiner Rede.

Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Raab hebt das Engagement der Mitarbeiterschaft besonders hervor.

Das Virus hat die Welt verändert und auch die Lebenshilfe Dillenburg in diesem Jahr vor schwere und herausfordernde Zeiten gestellt. „Eine extreme Situation“, wie Lebenshilfe-Vorstandsmitglied Dr. Oliver Schmitzer die Zeit beschrieb, in der Covid-19 gnadenlos im Wohnheim Niederscheld zuschlug. Zehn Menschen mit Behinderungen und 16 Mitarbeiter dieser Einrichtung waren im März positiv auf das Virus getestet worden. Drei der Betreuten verstarben. Eine Gedenkminute rief den Anwesenden der Versammlung die Schwere dieser Anfangsphase der Pandemie noch einmal deutlich in Erinnerung. Und doch habe gerade diese Zeit ein enormes Engagement innerhalb der Mitarbeiterschaft hervorgerufen. Mitarbeiter aus anderen Einrichtungen erklärten sich bereit, im Wohnheim Niederscheld auszuhelfen. „In einer fremden Einrichtung mit ihnen fremden Klienten, und das zu einer Zeit, in der noch niemand genau wusste, was es mit dem Virus eigentlich genau auf sich hat. Davor kann man nur den Hut ziehen“, so Schmitzer weiter.

Zahlreiche Lebenshilfe-Einrichtungen mussten komplett schließen oder im Notbetrieb ihre Arbeit fortsetzen, verschiedene Betreuungsangebote mussten wochenlang aussetzen. Es war viel Improvisation gefragt. So halfen Mitarbeiter anderer Einrichtungen etwa in den Werkstätten aus, um nach deren Schließung die Produktion am Laufen zu halten. Weiter entwickelten Mitarbeiter zahlreiche kreative Ideen, um ihren Betreuten und deren Angehörigen bestmöglich zur Seite zu stehen. „Die Bereitschaft der Mitarbeiterschaft, sich über das normale Maß hinaus einzusetzen und einzubringen, war überwältigend groß“, hob Raab hervor. „Für diese herausragende, nicht selbstverständliche Leistung möchte ich allen Beteiligten noch einmal besonders herzlich danken.“

Dr. Oliver Schmitzer (l.) und Dirk Botzon halten gemeinsam Rückschau aufs Jahr.

Doch nicht nur die Pandemie hat die Lebenshilfe im vergangenen Jahr begleitet. Anfang des Jahres erfolgte die nächste Stufe zur Umsetzung des neuen Bundesteilhabegesetzes, die eine Trennung von existenzsichernden Leistungen und Leistungen zur Eingliederungshilfe mit sich gebracht hat und insbesondere das stationäre Wohnen mit einer Verschiebung der zuständigen Kostenträger betrifft. „Eine große Herausforderung für uns, aber der Umstellungsprozess ist uns sehr gut gelungen“, merkte Raab an.

Im Geschäftsjahr 2019 hat der Verein ein positives wirtschaftliches Ergebnis erwirtschaftet. Diese Zahlen seien jedoch zu relativieren, wie Lebenshilfe-Vorstandsmitglied Dirk Botzon erläuterte, da einige der für das Finanzjahr vorgesehenen Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen zu diesem Zeitpunkt noch nicht umgesetzt worden seien. Der dritte und letzte Bauabschnitt des Wohnheims in Niederscheld wird voraussichtlich bis Ende 2020 abgeschlossen, die Brandschutzmaßnahmen am Wohnheim Simmersbach sowie in der Werkstatt Dillenburg (Tiergartenstraße) sollen im kommenden Jahr fertiggestellt werden.

Der Generationswechsel innerhalb der Lebenshilfe Dillenburg spiegelt sich auch in der Personalentwicklung wider. So wurden im vergangenen Jahr zahlreiche Schlüssel- und Leitungsstellen neu besetzt – etwa aufgrund von Ruheständen langjähriger Mitarbeiter. Knapp 400 Mitarbeiter beschäftigt die Lebenshilfe Dillenburg inzwischen. Aktuell bietet sie rund 1250 Betreuungsplätze in ihren Werkstätten, den verschiedenen Wohnformen, der interdisziplinären Frühförder- und Beratungsstelle, der integrativen Kindertagesstätte und dem familienentlastenden Dienst.

Die Ehrungen der langjährigen Mitglieder fielen in dieser Jahreshauptversammlung pandemiebedingt aus, sollen aber zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Die Jubilare in der Übersicht:

25 Jahre:

Ute Eschenbach

Martina Immel

Jochen Gemeinhardt

50 Jahre:

Rosel Janko

Eleonore Althaus

Margot von der Heiden

Gretel Krumm

Günter Greeb